Wie Arbeitnehmer 50+ Call-Center bereichern

Ein Blick in die Zeitungen und Fachmagazine der verschiedensten Branchen oder auf LinkedIn genügt, um zu erkennen, dass der Fachkräftemangel eines der am meisten diskutierten Themen in der Wirtschaft ist.

Ich bin Peter Eichmüller, Inhaber von communicall. Als Call-Center sind wir vorrangig im Bereich Maschinen- und Anlagenbau für B2B-Unternehmen tätig. Die Themen um Arbeitnehmergewinnung, Mitarbeiterbindung und den Austausch innerhalb von Unternehmen verfolgen wir sehr aufmerksam.

Als Call-Center haben wir eigentlich immer gute Angebote für Menschen, die im B2B-Bereich tätig sein möchten.

Was sich aber aus unserer Sicht noch nicht ausreichend herumgesprochen hat: Die Arbeit im B2B-Bereich eines Call-Centers bietet auch eine gute Perspektive für Menschen, die kurz vor oder bereits im Ruhestand sind. Man sagt auch Best Ager – und der Begriff ist gar nicht so verkehrt.

Um zu verdeutlichen, wie das aussieht und warum wir gerne auch auf Mitarbeiter jenseits der 50 setzen, möchte ich erläutern und habe dafür auch unsere angestellte Kollegin Christa Bauer in einem Interview später dazu geholt. Sie hat sogar erst mit 50 bei uns angefangen.

Die Generation 50+ ist ein Gewinn für Unternehmen

Die Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Lust aufs Telefonieren haben, ist eine Herausforderung. Ohne telefonischen Kundenkontakt funktioniert ein Call-Center nicht. Das ist gewissermaßen die Seele unseres Geschäfts. Und wenn jemand nicht gerne telefoniert, wird das von den Kunden wahrgenommen.

Als Geschäftsführer und Inhaber mache ich mir fortlaufend Gedanken darüber, wie ich möglichst viele Menschen für uns als Arbeitgeber begeistern kann. Dazu gehören selbstverständlich auch diejenigen, die kurz vor der Rente stehen oder bereits im Ruhestand sind. Auch Menschen, die vielleicht gesundheitsbedingt oder aus anderen Gründen nicht mehr voll arbeiten möchten oder können.

Ich sehe immer noch, dass 50-Jährige nicht mehr eingestellt werden. Ebenso, dass langjährige Beschäftigte, die auf die 50 zugehen, entlassen werden. Natürlich mit einer hohen Abfindung. Und das trotz des Fachkräftemangels.

Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Diese Menschen verfügen über einen großen Wissensschatz und waren ihrem Unternehmen oftmals viele Jahre treu – haben es mit geprägt. Und dann wird ihnen gekündigt, weil sie ab 55 einen besonderen Kündigungsschutz genießen? Das ist aus unternehmerischer Sicht fragwürdig und aus menschlicher Sicht ziemlich kurz gedacht.

Vielmehr sehe ich ein großes Potenzial in Mitarbeitern der Generation 50+. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere Mitarbeiterin Christine Bauer. Christa (wir duzen uns) ist seit 15 Jahren bei uns und mittlerweile Rentnerin. Sie arbeitet immer noch bei uns im Team, drei Tage die Woche für jeweils vier Stunden. Sie sagt dazu gerne: „Ich lasse das Arbeitsleben ein bisschen ausklingen“.

Als Christa bei uns anfing, war sie 50 Jahre alt und auf Arbeitssuche. Sie arbeitet für verschiedene Außendienstmitarbeiter unserer Kunden und macht für sie die Terminierung. Das heißt, sie telefoniert mit Stakeholdern und Ansprechpartnern unserer Kunden und vereinbart Außendiensttermine. Aber am besten erzählt sie selbst, wie sie in unser Unternehmen gekommen ist und was sie hier macht.

Christa, warum hattest du dich damals bei communicall beworben?

Christa Bauer:

Ich war 21 Jahre bei der Rentenversicherung angestellt. Danach habe ich mich einige Jahre mit einem Personaldienstleister selbstständig gemacht, den ich zusammen mit einem Partner geführt habe. Nach seinem Tod musste ich wieder ganz von vorne anfangen. Es war schwierig, mit 50 Jahren einen Job zu bekommen. Die Unternehmen hatten oft Zweifel, ob ich mich noch unterordnen und mir von Jüngeren etwas sagen oder beibringen lassen könnte. Ich habe zwar immer wieder beteuert, dass ich damit kein Problem habe, aber es war trotzdem schwer, die Unternehmen von dieser Tatsache zu überzeugen. Ich habe viele Bewerbungen geschrieben und nur selten eine Einladung erhalten, obwohl ich auf eine breite Streuung im Bereich der Bürotätigkeiten achtete. So bin ich auf communicall aufmerksam geworden und habe mich sehr gefreut, als ich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekam. Wir waren zehn Bewerberinnen, drei wurden eingestellt und ich war dabei.

Peter Eichmüller:

Für uns war klar, dass wir Christa im Team haben möchten. Sie ist offen, Neues zu lernen. Ihre Persönlichkeit passte damals wie heute zu uns.

Ich verstehe die Haltung vieler Unternehmen nicht, keine Personen ab oder über 50 Jahren einzustellen. Einerseits geht personen- und erfahrungsbedingt viel Wissen verloren, das sonst neu erarbeitet oder teuer eingekauft werden muss. Andererseits ist es auch einfach diskriminierend. Warum können Menschen, die weit über 60 Jahre alt sind, etwa als CEO oder Geschäftsführer arbeiten, aber Menschen, die nicht viel jünger sind, trauen wir einen Bürojob nicht zu? Und das oft auch hoch mit dem Hinweis verbunden, sie seien nicht mehr anpassungsfähig genug?

Bei dir, Christa, sehen wir es jeden Tag: Alter ist kein Hindernis, wenn man Lust hat, etwas Neues zu lernen. In unserem Fall war das Wissen und Können von dir für uns ein großer Gewinn.

Wie hast du die Einarbeitung bei communicall wahrgenommen?

Christa Bauer:

Obwohl mir der telefonische Kundenservice nicht fremd war, war ich mir nicht sicher, ob ich in der Lage sein würde, die Aufgaben bei communicall zu erfüllen. Geholfen hat mir, dass ich wusste, es gibt hier viele Schulungen und Einweisungen. So konnten meine Kollegen und ich uns gut einarbeiten und wir wurden dabei intensiv begleitet.

Mit den Coaches machen wir Übungsgespräche. Dabei telefonieren wir so, als würden wir mit einem echten Kunden sprechen. Anschließend hören wir uns die Telefonate gemeinsam an und besprechen sie. Außerdem haben wir Videoaufnahmen von den Übungstelefonaten. So können wir eigene Fehler besser erkennen.

Ich gebe zu, dass mich das am Anfang genervt hat. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es sehr gut und wichtig ist, die eigenen Fehler zu erkennen, um sich zu verbessern.

Welche Vorteile bietet communicall deiner Meinung nach als Arbeitgeber?

Christa Bauer:

Ihr seid für uns Mitarbeiter wirklich großzügig. Kaffee und Getränke stehen uns zu jeder Zeit zur Verfügung. Es gibt immer frisches Obst und ein wöchentliches Frühstücksbuffet. Wir feiern zusammen Geburtstage und grillen zusammen. Es gibt Verlosungen, z. B. Karten für die Faust-Festspiele oder das Open-Air-Kino inklusive Essen und das mit der ganzen Familie!

Ich war 21 Jahre im öffentlichen Dienst und da hat es weder Kaffee und Kuchen noch Frühstück oder sonst etwas umsonst gegeben.

Das Gleiche gilt für Home-Office. Ich bin umgezogen und hatte einen Arbeitsweg von fast einer Stunde pro Strecke. Deshalb habe ich einen Heimarbeitsplatz beantragt, den ihr auch sofort genehmigt habt.

Peter Eichmüller:

Grundsätzlich diskutieren wir nicht viel, wenn es um Home-Office geht. Wir haben hier ein Großraumbüro und nicht jeder kommt mit der Geräuschkulisse gleich gut klar. Wenn die Arbeit zu Hause genauso gut erledigt werden kann wie bei uns im Büro, dann sehe ich keinen Grund, Home-Office nicht zu ermöglichen.

In welchem Bereich bist du bei communicall tätig und was sind deine Aufgaben?

Christa Bauer:

Ich arbeite in der aktiven Terminierung im B2B-Bereich. Der Kunde, für den ich telefoniere, beschäftigt mehrere technische Berater im Außendienst. Das Arbeitsgebiet meiner zu betreuenden Außendienstmitarbeiter ist sehr groß. Es erstreckt sich von Thüringen bis in die Nähe von Brandenburg. Meine Aufgabe ist es, in diesem Gebiet eine bestimmte Anzahl von Terminen für die Fachberater zu vereinbaren.

Welche Herausforderungen gibt es in deinem Job der aktiven Terminierung?

Die Herausforderungen sind vielfältig. Zum einen geht es darum, die vereinbarte Menge an Terminen einzuhalten. Bei der Terminplanung muss ich berücksichtigen, wie groß das Gebiet ist, in dem die technischen Berater ihre Kunden betreuen. Denn ich muss ihre Fahrzeiten einplanen. Wenn die Hin- und Rückfahrt zum Kunden drei Stunden dauert, dann ist es klar, dass es mit drei bis vier Terminen pro Tag nicht klappt. Schließlich sitzt der Berater nicht nur im Auto, sondern braucht auch Zeit für Kundengespräche vor Ort.

Anders sieht es aus, wenn die Fahrzeiten kürzer sind. Dann kann es stressig werden. Sowohl für den Außendienstmitarbeiter als auch für mich, denn die Termine müssen möglichst eingehalten werden.

Außerdem warten nicht alle Unternehmen auf meinen Anruf, sie haben alle auch noch andere Dinge zu tun, als Besuche zu empfangen. Ich muss also mehrere Kunden anrufen, um die Termine abzustimmen.

Es kann frustrierend sein, wenn ich mehrere Absagen hintereinander bekomme und die Kunden sagen, sie hätten keine Zeit oder ich solle in vier Monaten wieder anrufen. Diese Firmen lege ich mir dann auf die Wiedervorlage für später. Es ist wichtig, solche Absagen nicht persönlich zu nehmen, sondern professionell damit umzugehen. Über die Jahre habe ich inzwischen eine Beziehung zu den Unternehmen aufgebaut, die ich anrufe.

Wenn jemand keine Zeit hat für ein Gespräch, dann rufe ich das nächste Unternehmen an. Es ist wichtig, nicht zu vergessen: Morgen ist auch noch ein Tag und der kann ganz anders aussehen.

Woran erkennt man, ob man für den Job in der aktiven Terminierung geeignet ist?

Christa Bauer:

Für den Job ist grundsätzlich jeder geeignet, der gerne telefoniert und geistig fit ist. Wer nicht gerne telefoniert, sollte nicht in einem Telekommunikationsunternehmen anfangen. Eine gewisse Frustrationstoleranz sollte auch vorhanden sein, denn es kann entmutigend sein, wenn auch der zehnte Anruf nicht erfolgreich ist. Hier sollte man sich nicht scheuen, um Hilfe zu bitten, wenn es mit den Terminen nicht klappt. Dafür sind die Coaches da und niemand wird allein gelassen. Eine gewisse Selbstreflexionsfähigkeit ist hier von Vorteil.

Was gefällt dir an deiner Arbeit und bei communicall?

Christa Bauer:

Meine Arbeit ist weder besonders kompliziert noch körperlich ermüdend. Die Einarbeitung ist sehr gut und man wird nicht allein gelassen. Wir bekommen unser Arbeitsmaterial gestellt, also Kopfhörer, Computer, Schreibtisch und Stuhl wurden zu mir nach Hause geliefert.

Das Schöne an der Arbeit ist, dass wir als Team arbeiten. Wenn wir nicht genug Termine haben, reden wir darüber und helfen uns gegenseitig. Dann kommt vielleicht noch eine Kollegin oder ein Kollege dazu und dann telefoniert man eben zu zweit. Niemand reißt uns deswegen den Kopf ab. Im Gegenteil, dafür haben wir unsere Teamsitzungen. Dort wird besprochen, wer noch Unterstützung braucht.

Bei communicall bin ich seit 15 Jahren. Als ich in den Ruhestand ging, habe ich gefragt, ob ich noch drei Tage in der Woche für vier Stunden pro Tag bei communicall arbeiten könnte. Es war schön zu hören, dass ihr euch freut, wenn ich bleibe, und es macht mich glücklich zu merken, dass ich gebraucht werde.

Bei communicall wird immer versucht, für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter etwas Passendes zu finden. Keiner sagt: „Du schaffst keine acht Stunden, also fliegst du raus!“ Ganz im Gegenteil und das finde ich toll.

So habe ich die Möglichkeit, mich langsam aus dem Berufsleben zurückzuziehen. Mein Mann wird in den nächsten zwei Jahren in Rente gehen und dann ist es auch für mich Zeit, Abschied zu nehmen.

Dein Fazit: Du hast ja schon viel gemacht und bist jetzt im Ruhestand. Würdest du die Arbeit bei communicall jemandem empfehlen, der in der gleichen Situation ist wie du?

Christa Bauer:

Ja, auf jeden Fall, dafür ist der Job optimal. Wo habe ich denn als Rentnerin die Möglichkeit, so flexibel zu arbeiten? Sogar mein Bäcker um die Ecke hat feste Arbeitszeiten. Mein Problem ist, dass ich zwei gebrochene Wirbel habe. Wenn ich mich hinsetzen muss, macht das auf die Kunden einen schlechten Eindruck. Bei communicall kann ich sagen, wie viel ich arbeiten möchte, werde sehr gut eingearbeitet und habe sogar die Möglichkeit, ausschließlich von zu Hause aus zu arbeiten. Wenn ich ins Büro möchte, um mich mit den anderen auszutauschen, ist das auch okay. Das ist doch optimal, oder? Besser geht es nicht und ich kann nur jedem empfehlen, der sich noch fit fühlt und etwas machen möchte, sich hier zu bewerben.

Peter Eichmüller:
Liebe Christa, vielen Dank für deine Zeit, das Gespräch und die Einblicke in deine Arbeit.